Warum das Thema Wald? Wälder sind wichtig und erfüllen vielfältige Funktionen: Sie sind Lebensraum für Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen, Pilze etc. Sie liefern Produkte - allen voran natürlich Holz, das (nicht nur) als Bau- und Werkstoff eingesetzt wird. Wälder werden aber auch als Erholungsorte genutzt. Klar ist, das bei derart unterschiedlichen Funktionen Zielkonflikte nicht ausbleiben können.
Und dann wären da noch die Ökosystemdienstleistungen von Wäldern, die nicht unterschätzt werden dürfen: Wälder verhindern den Bodenabtrag durch Wasser und Wind. Sie gleichen Temperaturschwankungen aus, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und steigern die Taubildung. Sie filtern (Fein-)Staub und Gase aus der Luft und beeinflussen so das Mikroklima am Standort. Wälder spielen darüber hinaus eine bedeutsame Rolle im Wasser und Kohlenstoffkreislauf – und damit auf globaler Ebene auch für das Klima.
Nicht überraschend also, dass das „System Wald“ in seinen unterschiedlichen Dimensionen (zeitlich, räumlich) und Funktionszusammenhängen auch im Unterricht einen prominenten Platz einnimmt.
Der Standort Wald ist das Resultat der Wechselbeziehungen von Boden, Klima, Relief (die ihrerseits verschiedensten Einflussfaktoren unterliegen) und Entstehungsgeschichte und sollte in seiner Komplexität nicht unterschätzt werden.
Dies machte auch Dr. Martin Salamon vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen deutlich. Er spannte in seinem Vortrag „Wald und Boden: Ein Blick in die Erdgeschichte und die Zukunft“ zeitlich einen weiten Bogen von den Anfängen der Bodenentstehung vor 3,7 Mrd. Jahren und heutigen Böden. Die Kenntnis der konkreten Bodenbeschaffenheit ist einer der Faktoren, um standortgeeignete Baumarten zu identifizieren und im Sinne eines Waldbaukonzeptes anzubauen.
Der zweite wesentliche Faktor ist das Klima, das Prof. Dr. Alexander Knohl von der Georg-August-Universität Göttingen unter die Lupe nahm. In seinem Vortrag „Wald und Atmosphäre - eine Beziehung im Stress“ stellte er die drastischen Auswirkungen von Trockenjahren auf Mittelgebirgswälder dar. Diese betreffen das Absterben von Bäumen und die damit verbundene Veränderung der Waldstruktur, aber auch die Wechselwirkungen mit der Atmosphäre. Denn: Lokale Trockenheit führt über Rückkoppelungseffekte zu noch mehr Trockenheit. Messwerte belegen eindrücklich, dass der Wald in Trockenjahren deutlich weniger CO2 aufnimmt als im langjährigen Mittel.
Spannende Vorträge, die ebenso spannende Fragen provozierten. Da ging es zum einen um Fragen zur Zukunft des Waldes und zum Waldschutz, wie etwa: „Welche Maßnahmen müssten am besten ergriffen werden, um den Wald zu retten?“, „Sollen die Wälder eher künstlich wieder bepflanzt werden oder sollen sie sich lieber von alleine wieder erholen?“ oder „Wie sieht der Wald der Zukunft in Deutschland aus?“ - Fragen, auf die die Referenten geduldig Antworten gaben.
Andere Fragen fokussierten stark auf den Klimawandel und mögliche Gegenmaßnahmen: „Wäre es sinnvoll, künstliche Wolken gegen die Dürre im Sommer zu erzeugen?“ „Kann man selber dazu beitragen, dass die Fotosynthese in Wäldern wieder erhöht wird? Aber auch „Wie realistisch ist die Umsetzung von negativen Emissionen?“ Auch wenn diese Fragen keineswegs leicht zu beantworten waren, so waren sich die Referenten doch einig, dass die Priorität darin liegen sollte, die Freisetzung von CO2 nach Möglichkeit zu vermeiden – und nicht bei einer nachträglichen Festlegung.
Insgesamt nahmen etwa 1.200 Schüler/-innen aus ganz Deutschland – aber auch von deutschen Auslandsschulen – an der Veranstaltung teil und brachten ihre Fragen in die von Sven Bradler souverän moderierte Diskussion ein.
Erste Rückmeldungen von Lehrkräften zeigen, dass das bewährte Konzept der Online-Veranstaltung für Schüler/-innen auch in diesem Jahr aufgegangen ist – über eine Fortsetzung der Reihe denken DVGeo und VBIO bereits nach.