Dachverband der Geowissenschaften

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Symposium "Endlagerung hochradioaktiver Abfälle – Europäische Strategien und Erfahrungen"

Endlagerung hochradioaktiver Abfälle – Europäische Strategien und Erfahrungen

Das Symposium des Dachverbandes der Geowissenschaften (DVGeo) am 09.September zeigte eindrücklich, welch hohen Stellenwert Bürgerbeteiligung und geologisches Expertenwissen für die Standortsuche in der Schweiz, Schweden und Finnland haben. Alle drei Länder stellen positive Beispiele für den Prozess der Standortauswahl und der Endlagerung in Europa dar.

Einen Zusammenschnitt der wichtigsten Aussagen der Referenten aus der Schweiz, Schweden und Finnland finden Sie unter https://youtu.be/ryfMMkUmwfw .

 

Am 09. September lud der Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) Stakeholder aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu seinem Symposium Endlagerung in Europa ein. Wegen der aktuellen Pandemie-Situation entschied sich der Dachverband für eine Online-Veranstaltung. Dies wirkte sich positiv auf den Kreis der Teilnehmer aus: so wurden knapp 250 Anmeldungen verzeichnet, unter anderem auch aus der Schweiz, Frankreich, Österreich, Ungarn und Australien.

Sylvia Kotting-Uhl, Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Klima und nukleare Sicherheit im Bundestag, leitete das Symposium ein mit dem Hinweis auf die umfassenden Erfahrungen in Standortsuche, Planung und der Kommunikation, die in die Prozesse in der Schweiz, Schweden und Finnland eingeflossen sind. Alle drei Länder sind in der Suche nach einem Standort für hochradioaktive Abfälle schon um einiges weiter als Deutschland.

In der Schweiz wird seit 2008 nach einem Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle sowie nach einem weiteren für hochradioaktive Abfälle gesucht. Wie Prof. Meinert Rahn von ENSI aufzeigte, hat das Land 27 verschiedene Wirtsgesteine untersucht. Der Opalinuston, ein verbreitetes Gestein in der Nordschweiz, erwies sich als am besten geeignet. Der der Auswahl zugrunde liegende Sachplanenthält auch in der Schweiz partizipative Elemente: Bürgerbeteiligung wird angeboten, zeigte sich aber eher schwächer nachgefragt. Bei der Standortsuche gibt es keine KO Kriterien, vielmehr ist die Gesamtperformance eines Gebiets wichtig für die letztendliche Entscheidung. 2022 will die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle), die in der Schweiz die Endlagerungprojektiert, die Standorte bekannt geben.

In Schweden gründeten Energiekonzerne die private SKB (The Swedish Nuclear Fuel and Waste Management Company) für das Management und die Lagerung radioaktiver Abfälle. Dabei setzt Schweden neben der Machbarkeit auch auf Freiwilligkeit. Peter Wikberg von SKB berichtete, dass von den 284 schwedischen Gemeinden in einem ersten Schritt fast die Hälfte bereit waren, sich an einer Studie zu beteiligen, um zu eruieren, wie sich ein Endlager auf die Gemeinde auswirken würde. Die Machbarkeitsstudien ergaben, dass 8 dieser Gemeinden grundsätzlich geeignet wären. Letztendlich wurden 2 Standorte intensiver untersucht in Bezug auf Langzeitsicherheit eines Endlagers sowie Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Schließlich wurde die Entscheidung für einen der Standorte im Konsens getroffen.

Die 1995 gegründete Gesellschaft Posiva baut seit 2004 auf der Halbinsel Olkiluoto an der Westküste Finnlands an einem Endlager für hochradioaktive Abfälle.  Dort lagern bereits seit 1992 schwach und mittelradioaktive Abfälle in einem unterirdischen Lager aus Granitgestein. Die Erweiterung für hoch radioaktiven Müll wird noch in 2025 fertig gestellt werden. Finnland ist damit die erste Nation weltweit mit einem Endlager für hochradioaktive Abfälle. Auch dort haben Kommunikation mit der Öffentlichkeit und das Werben um Akzeptanz eine sehr wichtige Rolle im Prozess der Standortsuche und -findung gespielt betonte Jari Makkonen von Posiva.

Prof. Jan Behrmann, Präsident des DVGeo schloss das Symposium mit der Feststellung, dass in allen drei Ländern die Bevölkerung in einem langen Prozess der Suche und der Akzeptanz einer Lösung immer mitgenommen wurde. Es sei sehr zu wünschen, so Behrmann, dass die Standortfindung auch in Deutschland in der gesamten Gesellschaft als Aufgabe und Herausforderung begriffen wird, deren Lösung Zeitbraucht, aber letztendlich auch zu einem Erfolg führt.

 

Die Präsentationen aller drei Referenten sind auf der Homepage des DVGeo unter www.dvgeo.org hinterlegt.

 

Der Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) vertritt Fachthemen, die sich mit den Prozessen der Bildung, der Veränderung und der Nutzung der festen Erde und ihrer Materialien und Ressourcen befassen. Ziel des Dachverbandes ist die Förderung der Geowissenschaften und deren Anwendung in der Ausbildung, deren Vertretung in Politik und Gesellschaft und der Transfer von Wissen.